Freitag, 10. Dezember 2010

'Ne Lücke im Service

Ich brauche einen Butler, oder eine dieser grossen Kisten - eine Erfindung die in der Fernsehsendung 'Lion's Den', in der Erfinder um Geld betteln, nicht mit einem Kredit gesegnet wurden. Es ist eine Kiste, die vor dem Haus aufgebaut dem Postboten und dem Besizter Zugang erlaubt, aber Diebe fern hält. Moment mal, die Stehlampen und das Protein Pulver würde in keine Kiste der Welt passen... Ich brauche einen Butler!

Ach, ... es ist schrecklich! Ich liebe es im Internet einzukaufen, aber sowie ich das Knöpfchen drucke gehen die Sorgen los. Den Lieferweg verfolgen, wer liefert, abschätzen wann sie dann endlich bei mir ankommen werden, ... Einige Zustelldienste fallen einfach bei meiner Nachbarin ins Haus und gluecklicherweise hat sie nichts dagegen die Butlerrolle zu uebernehmen, einige schieben die Sachen einfach durch die Katzenklappe und andere sind absolut strikt und hinterlassen Pakete nur auf Anweisung.


Was soll ich da nur machen? Die meisten Depots sind am anderen Ende der Stadt, da währe es ja besser gewesen IN die Stadt zum Einkaufen zu gehen, mich mit der lieben Freundin auf Kaffee und Kuchen zu treffen und das Leben zu geniessen. Einziges Problem: In der Stadt gibt's die Sachen ja nicht, und das meiste ist ziemlich schwer.

Da hab ich doch eine Geschäftsidee! Wir brauchen lokale Postannahmenetzwerke. Leute wie Heimarbeiter, die sowieso zu Hause angekettet sind und die eine Garage haben... eine leere Garage haben - hmmm, das könnte die ganze Sache zum Absturz bringen, ich kenne niemanden, der eine leere Garage hat. Egal, sojemand könnte ein bisschen Geld auf der Seite verdienen indem er die Pakete von den rumsausenden Leuten annimmt und vielleicht noch einen Bonus fuer Spätabholung verlangt. I wuerde gerne dafuer bezahlen, das ist immer noch billiger als ein Butler.

Freitag, 26. November 2010

The Real Teese

Artikel erstmalig veröffentlicht am 27. November 2009
Der Titel ist ein Wortspiel wie es bei Englischsprachigen Burlesque Tänzerinnen oft verwendet wird. Ihre Künstlernamen sind Verballhornungen von verführerischen oder anzüglichen Worten. 'Tease' bedeutet 'Verführung' auf Deutsch, während 'Teese' keine Bedeutung hat aber genauso wie 'Tease' gesprochen wird (Ties). The 'Real Teese' bedeutet so viele wie 'Wahrhafte Verführung' nur eben eigentlich falsch geschrieben.

Meine gute Güte, wo soll ich das nur einordnen?  Dita Von Teese (engl.) Burlesque Star, Pinup, Mode Idol, Buchautor,... das könnte zu Kunst, Mode & Schönheit, oder Gallerie gehören,... zum Schluss habe ich mich nun entschieden die Lifestyle Kategorie (englische Version) zu benutzen. Denn Lebensart ist was sie verkörpert, Weiblichkeit, Stil, Verführung und Kontrolle.

Ich habe ihr Buch Burlesque and the Art of the Teese (engl.) gelesen und dort beschreibt sie dass sie nie aufhört ihre Flügel zu spreizten und sich immer treu bleibt. Sie ist 'Die Teese' 24 Stunden am Tag, und sie ist erfolgreich damit. Nicht jeder kann das von sich sagen.

Am Freitag, 27. November 2009 kam sie also nach London um ihr neues Buch zu signieren, und nichts konnte uns, das sind der gute Gatte und ich, davon abhalten, unseren Weg in die grosse Stadt zu machen, um sie zu sehen.

Ich muss gestehen, am Ende hab ich mich dann doch nicht angestellt. Für mich war es noch nie etwas Besonderes ein Autogram zu besitzen, aber ihre Fans zu beobachten, das war interessant.
Es macht mir einfach Spass die Atmosphäre aufzusaugen, und zu sehen wie geduldig und freundlich sie mit ihrer Fangemeinde ist.

Zunächst konnte ich allerdings gar nichts sehen. Der von der Buchhandlung zur Verfügung  gestellte Raum war recht klein, und im Eingangsbereich des Geschäftes, so dass sich normale Kunden  durchdrängen mussten. Professionelle Fotografen standen dichtgedrängt und als sie dann auftrat ging ein Blitzlichtgewitter los, und sie wurde gebeten Posen einzunehmen. Es war wie im Fernsehen.


Als sie dann endlich ihren Tisch erreicht hatte durften die Fans einer nach dem anderen vortreten.Viele hatten kleine Geschenke für sie, bekamen ihre Unterschrift in die mitgebrachten Bücher und konnten ein Foto machen lassen. Ein ganz bisschen grün vor Neid bin ich dann doch geworden: Nie würde ich ein Bild mit ihr zusammen haben wollen, ich sähe wie eine alte Krähe neben ihr aus. In einer früheren Ausgabe von IL hatte ich mich schon gefragt:

... sieht sie wohl einfach toll aus,
ist sie mit Schminke zugeklebt und bei ihr sieht das einfach toll aus, oder
sieht es nur auf Bildern gut aus und man möchte sie eigentlich nicht aus der Nähe sehen?

Ich kann Euch sagen: Sie sieht fantastisch aus... da war zwar perfektes Licht und das Make-up war artistisch, das Haar war offensichtlich mit einer ganzen Flasche Haarspray festgeklebt - sowieso der einzige Weg um in England sowas wie eine Frisur zu haben, bei der ewigen Luftfeuchtigkeit - aber es war alles absolut makellos und angemessen. Ich denke der ganze Look funktioniert einfach für sie und sie würde auch bei schlechtem Licht noch gut aussehen, während ich mit solchem Haar und Make-up einfach nur eine blöde Figur machen würde.

Das ist die Sache mit dem 'Stil haben'! Sie hat ihren gefunden. Es funktioniert für sie und einfach nur kopieren ist nicht genug. Wir müssen unseren eigenen finden. In dieser Hinsicht ist sie eine wunderbare Inspiration.

Dita ist on Twitter und ich folge ihren Kommentaren dort schon seit einer Weile. So war ich natürlich scharf darauf andere Meinungen dort zu finden, und etwas erstaunliches passierte: Sie dankte einzelnen Leuten für die Geschenke, die sie erhalten hatte und beantwortete viele Fragen so ausfürhlich das man nicht denken würde, dass sie nur 140 Zeichen für jede zur Verfügung hatte. Diese Tweets waren ehrlicher als jedes Interview, in dem man immer nur eine gefilterte Version ihrer Worte finden würde.

Und damit verwehre ich jegliche Kritik an Twitter & Co. Man braucht diese Medien einfach nur so zu verwenden wie man sein Leben leben sollte: Mit Stil!

Und hier sind noch ein paar Fotos von ihren Fans.



























... und so wird's richtig gemacht!


Mittwoch, 24. November 2010

Zauberhafte Zeit mit Nita

(zum Englischen Artikel)

Michelle Desilets
Gründerin von BOS UK und Orangutan Land Trust


Nita als baby
Heute habe ich mich total verliebt. Seit fast 15 Jahren verliebe ich mich regelmässig in Orang Utans. Die Namen derer die mein Herz am meissten gefangen nahmen? Da sind so viele, aber nennen muss ich doch Lomon, Alma, Beethoven, Pahawan, Sumo, Martizen, Deri, Datos, Samantha, Jeffrey und meine erste grosse Liebe die mein Leben veränderte: Somalia.

Und heute ist es nun wieder passiert. Es geschah ganz heimlich und ich merkte es erst als ich heute nacht nach Hause kam. Gestern habe ich eine ganze Menge Zeit mit Nita verbracht. Seit ich in Nyaru Menteng ankam habe ich sie bewundert, sie jeden Tag begrüsst, habe jedoch nie die Zeit gefunden sie richtig kennenzulernen.

Wie kann man Nita beschreiben? Sie hat das längste Haar dass ich jemals an einem Baby Orang Utan gesehen habe, sie ist 2-3 Jahre alt und hat bernsteinfarbene Augen, und sie rutscht auf ihrem Po, viel zu faul die Beine zu strecken; oder fest an ihr Handtuch geklammert, rutscht sie über die Fliessen und wienert den Fussboden. Sie klettert nicht und sie spielt nicht mit den anderen Orang Utans, spielt aber ganz glücklich mit sich allein.

Nita ist ein ehemaliges Haustier und soweit ich sagen kann wurde sie gut versorgt und geliebt. Sie mag es nicht wenn sie schmutzig ist aber langsam lernt sie auch das. Sie scheint recht gesund zu sein – hat eine grossen Appetit und drinkt viel. Wir warten jetzt auf ihre Gesundheitstests und hoffen, dass sie negativ ausfallen, so dass sie mit den anderen in den Wald gehen kann. Im moment lebt sie noch auf der Isolierstation zusammen mit Kle, Klara, Frankie und Pista.

Kuerzlich brauchte sie für eine Weile einen Tropf, sodass sie mehr in Haus sein musste anstatt auf den Spielplatz zu gehen. Heute nun brauchte sie ein bisschen moralische Unterstützung wieder nach draussen zu gehen. Also blieb ich heute als ich ankam an der Tür stehen und rief ihren Namen. Sie war am anderen Ende vom Raum und kam Stückchen für Stückchen auf ihrem Handtuch näher gerutscht, immer wieder hielt sie and als ob sie vergessen hätte wo sie denn nun eigentlich hin wollte. Sie kam ein weiters Stückchen näher als ich ihren Namen rief, rutschte um einige Hindernisse wie andere Orang Utans herum und kam endlich and der Tür an um an mir hochzureichen.

So trug ich sie zunaechst nach draussen auf die Bank um sie ordentlich durchzukitzeln. Sie fing an begeistert aufzukreischen und ihr Gesicht abzudecken, sodass wir zum Atem zu fassen ein bisschen Schmusen mussten. Es war windig (was wirklich selten ist in dem Dampfkessel Borneo). In der Mitte eines ansonsten brütenheissen Tages hatten wir hier draussen wunderschöne frische Luft, verglichen mit der Stickigkeit des Raumes. Nita hob ihr Gesichtchen in die Luft, schloss die Augen und tat nichts als geniessen.

Nita wächst prima!
Nach einer Malzeit bestehend aus einer Handvoll Rambutan Früchten ging’s auf zu den Klettergerüsten. Wir nahmen auf der ersten Sprosse Platz und sie fing sofort and das Holz zu untersuchen. Die Finger fühlten der Maserung entlang, ein bisschen Rinde musste mit Lippen, Nase und Mund getested werden, während der Fuss die Verbindungen untersuchte, die die Leiter bilden. Am Ende waren drei ihrer Füsse dabei die Welt zu erkunden, die vierte jedoch blieb fest an mich geklammert.

Eine halbe Stunde oder so später hatten wir uns Stufe für Stufe hochgearbeitet und endlich die Platform erreicht. Nun traute sie sich zunächst zögerlich von mir weg und began das Bauwerk in seinen Einzelteilen zu untersuchen. Wenn die etwas stürmische Kle vobeikam, war sie sofort wieder in meinen Armen, bevor sie ihre Erkundigungen wieder aufnahm – und immer auf dem Po rutschend, die Windel war schon ganz zerrupft. Und dann passierte es: Ganz beindruckt von der gedrehten Gummischaukel die ueber der Plattform hing zog sie sich hoch und streckte ihre Beine, endlich!
Und dann entdeckte sie dass man von der Plattform aus ueber die Einfassung der Isolierstation und des Spielplatzes sehen konnte. Sie beobachtete wie die Assistenten und Babysitter kamen und gingen, manche mit Schubkarren voll mit tropischen Früchten. Sie konnte ihre Augen kaum von dem kleinen Malaienbären lösen, der mit seinem grösseren Kumpel einen Ringkampf im benachbarten Gehege ausfocht; und sie beobachtete wie mutige ältere Orang Utans die aus der Waldschule geschlichen waren Kokosnüsse und Bananen klauten und mit ihrer Beute hoch in die Bäume kletterten um dort mit Genuss zu speissen. Da kam wieder ein Windstoss und sie öffnete ihren Mund weit fuer einen tiefen Atemzug und ihre Haare flatterten im Wind.

Stundenlang untersuchte Nita die verschiedenen Ecken und Plattformen des Spielplatzes und erforschte die jeweiligen Aussichtspunkte. Die Babysitter versorgten uns mit frischen Früchten auf den Plattformen (alle für Nita) – sie bevorzugt süsse Orangen, die ein bisschen wie Satsumas schmecken – aber die Arme wusste nicht wie man sie öffnet. So begann unsere Lehrstunde im Apfelsinen schälen. Ich zeigte ihr wo man dem Daumen in die weiche Stelle drücken muss wo mal der Stiel war, wie man sie halten muss um sie in zwei Teile zu zerlegen und wie man mit Fingern und Mund Schitze für Schnitze von der Schale löst. Sobald das gelungen war verschwand die ganze Schitze im Mund und wurde heftig aber nicht sehr erfolgreich ausgenuckelt. Die nächste Lektion war nun die Schitze oben anzubeissen, um eine Öffnung zum Aussaugen zu erhalten. Endlich bekam sie all den schönen Saft aus der Orange und sie schien sehr stolz auf ihren Erfolg zu sein. Die Lehrstunde erstreckte sich über vier Apfelsinen – meine kleine Schülering durchweg sehr aufmerksam – und endlich die letzte schaffte sie ganz alleine, liess allerdings die letzten zwei Schnitzen übrig, offensichtlich war sie satt!

Am späten Nachmittag kam Ruby vorbei, die wegen einem klein bisschen Dehydrierung hier war. Sie ist zwar etwas groesser ist als Nita aber bemerkenswert sanft. Sie wollte sich so gerne mit Nita anfreunden und kam um ihre erstaunliche Haarpracht anzufassen. Da war Nita nicht sehr angetan und vergrub ihr Gesicht an meiner Brust. Also nahm Ruby Nitas Bein in ihre Füsse, aber Nita schälte eine Zehe nach der anderen ab und schob den Fuss weg. Das jedoch entmutigte Ruby die kleine Gesellschaftsdame nicht: Sie kam ganz dicht zu Nita, die wissen wollte wer dieses komische Ding ist und sich umgedreht hatte und gab Küsschen auf die Augen. Nita liess sie wiederum abblitzen und schob sie weg und so zockelte Ruby von dannen, jedoch auf eine Art und Weise, die zeigte dass sie verstand dass ein kleiner Neuling noch ein bisschen Angst vor anderen Orang Utans hat. Ich erinnerte mich dass einige Orang Utans die gleiche Reaktion zeigten, als sie versuchten sich mit dem gerade eingetroffenen, verschüchterten Lomon anzufreunden. Sie versuchten mehrfach mit ihm zu spielen, aber waren nie zu beharrend oder agressiv. Sie schienen zu fühlen, dass Lomon Angst vor ihnen hatte und liessen ihn gewähren. Irgendwann war er dann bereit und war derjenige der einen anderen Orang Utan zum Spielen aufforderte.

Es war nun schon später Nachmittag und ein grauer Himmel drohte die Schleussen zu öffnen. So brachte ich Nita nach drinnen, hielt ihre Flasche als die drank, wechselte ihre Windel und gab ihr ein frisches Handtuch zum Schlafen. Sie schlang das Handtuch um den Hals mit beiden Enden fest in den Händen und ging zu Bett ohne mosern. Ich schnappte schnell meine Sachen, rannte nach Hause und konnte den Regen doch nicht ganz vermeiden.

Der Strom ist ausgeschalted und ich schreibe dies bei Kerzenlicht. Nun da der Regen aufgehört hat ist alles still, abgesehen von dem Gesang der Frösche und Zikaden, und dem ein oder anderen Husten oder Fiepen eines Orang Utans in der Kinderstube nebenan.

Und in diesem Moment der Abgeschiedenheit, der Ruhe und des Nachdenkens bin ich plötzlich übervoll mit Liebe für die kleine Nita, dass ich tief durchatmen muss. Irgenwie haben diese goldenen Augen zu mir gesprochen, mir ihre Geschichte erzählt. Ich KENNE sie nun, und das alles ohne Worte. Ich verstehe es selbst kaum und so ist dieses Gefühl schwer zu erklären, warum aus den hunderten von Orang Utans mich einige so betroffen machen. Das sind die Momente die mich daran erinnern warum ich tue was ich tue, und wie gluecklich ich sein kann diese Orang Utans zu kennen.